FOKUS
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Veröffentlicht am 31.01.23
Digital Detox am Safer Internet Day 2023
Marlene Fasolt, SDC
Am Dienstag, den 7. Februar 2023, findet der Safer Internet Day (SID) zum 20. Mal statt. Der Safer Internet Day ist ein weltweiter Aktionstag für mehr Online-Sicherheit und für ein besseres Internet für Kinder und Jugendliche, der seit 2004 jährlich unter dem internationalen Motto „Together for a better internet“ veranstaltet wird. In Deutschland koordiniert die EU-Initiative klicksafe den Safer Internet Day 2023 mit dem thematischen Schwerpunkt „#OnlineAmLimit“. Dabei geht es um die Frage, bis zu welchem Punkt die Mediennutzung o.k. ist und ab wann man in die digitale Stressfalle tappt. Welche Fähigkeiten benötigen Erwachsene, Kinder und Jugendliche für eine gesunde Balance? Wie kann das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Zugang zu den Medien und Teilhabe am digitalen Umfeld in Einklang gebracht werden mit einer sicheren und verantwortungsbewussten Nutzung der vielfältigen digitalen Angebote? Macht es Sinn, verbindliche Regeln für den Medienkonsum in Job, Schule und Freizeit aufzustellen und wer kann das tun?
Anlässlich des Safer Internet Days hat klicksafe eine Digital Detox Box mit Materialien für den Einsatz in Schulen zusammengestellt und bietet ein Quiz zum Thema „Digitale Abhängigkeit“ an. Viele weitere Veranstaltungen, wie Workshops, Schulveranstaltungen und Wettbewerbe runden das Programm zum SID 2023 ab. Um Aufmerksamkeit auf diesen Tag zu lenken, kann man sich auch ein Profilbild mit einem Rahmen generieren lassen, auf dem #Online am Limit #SID2023 steht.
Mehr Onlinezeit bedeutet auch ein höheres Risiko sexualisierter Gewalt im Netz. Deshalb hat das Projekt Kinderrechte.digital gemeinsam mit ecpat Deutschland im Rahmen der Arbeit des Nationalen Rates gegen sexuelle Gewalt ein Instrument entwickelt, um zu erkennen, wo sexualisierte Gewalt beginnt und in welchen Bereichen Gegenmaßnahmen notwendig sind. Zum Safer Internet Day am 7. Februar wird das Instrument unter kinderrechte.digital in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht werden.
Alle Interessierten sind aufgerufen, sich aktiv am Safer Internet Day zu beteiligen, z.B. durch die Durchführung oder Teilnahme an Veranstaltungen, das Teilen über Social Media Kanälen oder die Teilnahme an der Social-Media-Mitmachaktion zum Thema #expectation vs. #reality. Geplante Aktionen können im Anmeldeformular eingetragen werden.
Weitere Informationen über den Safer Internet Day 2023 können hier gefunden werden.
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Veröffentlicht am 27.01.23
IGF-Botschaften 2022 und Aufruf für thematischen Beiträgen 2023
Marlene Fasolt, SDC
Das IGF-Sekretariat hat einen Aufruf zur Einreichung von thematischen Beiträgen für das IGF 2023 gestartet, der noch bis Dienstag, 31.01.2023, geöffnet ist. Das Formular kann hier gefunden werden.
Das Ergebnis dieser Community-Umfrage dient später als Grundlage für die Workshop-Auswahl durch die MAG (Multistakeholder Advisory Group). Das bedeutet: Je häufiger ein Thema jetzt genannt wird, desto stärker wird es später im Programm vertreten sein. Wir ermutigen alle Kinderrechtsvertreter*innen, sich dafür einzusetzen, dass die Kinderrechte im Programm des IGF 2023 einen prominenten Platz einnehmen.
Das IGF 2022 liegt nun schon ein paar Monate zurück, nachfolgend finden Sie die Botschaften und Erkenntnisse aus Addis Abeba.
Das 17. jährliche Internet Governance Forum (IGF) wurde vom 28. November bis 2. Dezember 2022 von der äthiopischen Regierung in Addis Abeba in einem hybriden Format veranstaltet. Die IGF-Botschaften fassen die wichtigsten Erkenntnisse dieses IGF sowie die Forderungen an die Regierung und den Privatsektor zusammen. Die Botschaften konzentrieren sich auf die folgenden 5 Themen:
- Vernetzung aller Menschen und Wahrung der Menschenrechte
- Vermeidung der Internetfragmentierung
- Verwaltung von Daten und Schutz der Privatsphäre
- Ermöglichung von Sicherheit, Schutz und Verantwortlichkeit
- Auseinandersetzung mit fortgeschrittenen Technologien, einschließlich KI
Viele Sitzungen auf dem diesjährigen IGF konzentrierten sich auf die Rechte der Kinder, und die Botschaften betonen die Notwendigkeit, dass Kinder online die gleichen Rechte und den gleichen Schutz genießen wie offline. Sie rufen dazu auf, die Sicherheit der Kinder im Internet durch die Aufnahme von digitalen Kompetenzen in die Lehrpläne zu gewährleisten. Digitale Kompetenzen sind für alle Altersgruppen wichtig und erfordern differenzierte Ansätze für junge Menschen und ältere Generationen.
Die Botschaften unterstreichen auch die Notwendigkeit, dass Gesetzgeber*innen und digitale Plattformen die Verantwortung für die Sicherheit von Kindern innerhalb eines Kinderrechtsrahmens, der mit internationalen Rechtsvereinbarungen, einschließlich der UN-Kinderrechtskonvention, im Einklang steht übernehmen, da beide Akteure die Verantwortung tragen.
Andere Botschaften erwähnen nicht ausdrücklich die Rechte des Kindes, können aber auf den kinderrechtlichen Rahmen angewendet werden. Sie betonen, wie wichtig ein menschenrechtsorientierter Rahmen für einen sinnvollen Zugang zum Internet ist. Dies steht im Einklang mit der UN Kinderrechtskonvention und beinhaltet nicht nur den Zugang zum Internet, sondern auch die Möglichkeit der Nutzer*innen, sich frei zu äußern, die ungehinderte Ausübung demokratischer und politischer Teilhabe und die Möglichkeit für Personen aller Hintergründe, das Internet ohne Angst vor Belästigung oder Diskriminierung zu erleben.
Übersetzungsprobleme stellen erhebliche Barrieren dar, die eine sinnvolle Beteiligung junger Menschen an den Gemeinschaftsstandards und -richtlinien der Plattformen verhindern können, da viele Online-Inhalte nicht in der jeweiligen Landessprache verfügbar sind. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen-sprachigen Gemeinschaften, um die Genauigkeit und Relevanz von Übersetzungen zu verbessern, ist ein wichtiger Bestandteil der Befähigung von Kindern und Jugendlichen zur Teilnahme. Es ist notwendig, die Intersektionalität digitaler Benachteiligungen durch die Kombination von Faktoren im Zusammenhang mit Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Sprache, sozialer Klasse und anderen Faktoren zu berücksichtigen.
In den IGF-Botschaften wird Datenschutz als ein Menschenrecht hervorgehoben, das das Recht auf Privatsphäre, Gleichbehandlung und Nichtdiskriminierung sowie das Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung und öffentliche Dienstleistungen, freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit berührt. Datenschutzgesetze sollten substanziell und evidenzbasiert sein und eindeutig durchgesetzt werden können. Diejenigen, die von ihnen betroffen sind, sollten in der Lage sein, ihre Auswirkungen klar zu verstehen.
Die vollständigen IGF-Botschaften können hier in englischer, französischer, spanischer, chinesischer, arabischer und russischer Sprache heruntergeladen werden.
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Veröffentlicht am 20.12.22
Im Rückspiegel: Ein kinderrechtlicher Blick auf die Sessions des IGF 2022 auf YouTube
Marlene Fasolt, SDC
Das 17. jährliche Internet Governance Forum (IGF) wurde vom 28. November bis 2. Dezember 2022 von der äthiopischen Regierung in Addis Abeba in einem hybriden Format veranstaltet. Alle Sitzungen wurden aufgezeichnet und sind auf dem YouTube-Kanal des IGFs zu finden und wir haben tägliche Berichte über die Sitzungen, die sich auf das Aufwachsen im digitalen Umfeld beziehen, als Fokusartikel auf dieser Website hochgeladen. Im Folgenden finden Sie die Links zu diesen Videos:
Vorfahrt für Kinderrechte: Das Internet Governance Forum 2022 begann am 28. November in Addis Abeba:
In der Sitzung an Tag 0 #35 Harass me not wurden die Teilnehmer*innen über geschlechtsspezifische Gewalt im Internet in verschiedenen Ländern und entsprechende Gegenmaßnahmen informiert.
Der Globale Jugendgipfel stellte die Stimmen und Anliegen junger Menschen im digitalen Umfeld in den Mittelpunkt und wurde am Tag Null prominent präsentiert.
Help me if you can ... Resilienz im Mittelpunkt von Tag 1 des IGF 2022:
Die Networking-Sitzung Safe internet use for all: Helplines working with communities zeigte, dass es auf dem afrikanischen Kontinent ein großes Interesse von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Regierungen gibt, sich für den Online-Schutz von Kindern einzusetzen.
Redner*innen bei der Eröffnungszeremonie: Resilient Internet for a shared sustainable and common future verwiesen auf die 2,7 Milliarden Menschen, die noch immer offline sind, und ermutigten die Teilnehmer*innen des IGFs, Lösungen für die Schaffung einer menschenzentrierten und widerstandsfähigen digitalen Zukunft zu finden.
Sicherheit und Schutz standen auch im Mittelpunkt des WS #523 Youthful approach at data protection in messaging apps. Besonderes Augenmerk wurde auf das Quantencomputing gelegt, das einen massiven Einfluss darauf haben wird, wie die in Messaging-Apps offengelegten Nutzer*innendaten analysiert und zu ihrem Nutzen oder Schaden verwendet werden können.
Im WS #70 Fighting the creators and spreaders of untruths online wurde ein sichereres Produktdesign, algorithmische Transparenz und die Entwicklung von Fähigkeiten zum kritischen Denken gefordert, um der Verbreitung von Unwahrheiten entgegenzuwirken. Eine professionelle Faktenprüferin in Äthiopien erklärte, wie schwierig es ist, in einem Land, in dem es über 80 verschiedene Sprachen gibt, zu überprüfen, was wahr und was falsch ist, wobei Inhalte selbst in den fünf Hauptsprachen schwer zu überblicken sind.
Der WS #183 Digital Wellbeing of Youth: Self-generated sexualised content wurde vom Deutschen Kinderhilfswerk und der Stiftung Digitale Chancen organisiert und beschäftigte sich mit den Fragen: Was bedeutet " self-generated"? Welche Antworten geben die Gesetzgebung und weitere nationale Politiken und transnationale Strategien? Wie kann Internet Governance ein gemeinsames Vorgehen in Bezug auf unterschiedliche politische Systeme und kulturelle Hintergründe unterstützen?
Im WS #269 Data privacy gap: the Global South youth perspective wurde gefordert, dass Datenschutz in der Schulbildung verpflichtend sein sollte, damit junge Menschen das Konzept des Schutzes ihrer Privatsphäre verstehen.
How do we get this Right? - Tag 2: Umgang mit Rechten und Pflichten?
Im WS #369 Harmonising online safety regulation befassten sich die Redner*innen mit der Frage, wie sichergestellt werden kann, dass die Regulierungssysteme interoperabel sind und wie die Zusammenarbeit zum Schutz der Menschenrechte im Internet gut organisiert werden kann.
Später am Tag wurde in der Hauptsitzung Our Digital Future: How Dynamic Coalitions support the Global Digital Compact von Vertreter*innen verschiedener dynamischer Koalitionen erörtert, wie spezifische intersessionelle Aktivitäten der dynamischen IGF-Koalitionen zur Entwicklung des sogenannten IGF+-Ökosystems beitragen können.
Der WS #341 Global youth engagement in IG: successes and opportunities befasste sich mit den Möglichkeiten der Beteiligung junger Menschen an der Internet-Governance-Gemeinschaft, jugendorientierten Programmen und dem Aufbau einer Plattform für den Dialog und den Austausch von Erfahrungen und Ergebnissen zwischen Teilnehmer*innen und Organisator*innen verschiedener Projekte, Programme und Schulungen im Bereich Internet-Governance.
Der WS #318 Gen-Z im Cyberspace: Are We Safe Online? unterstrich, dass die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen nicht nur in der Verantwortung der Eltern liegt, sondern viele verschiedene Interessensgruppen, darunter die Regierung, technische Expert*innen und die Zivilgesellschaft, erfordert.
How do we get this Right? - Tag 3: Umgang mit Rechten und Pflichten?
Zu Beginn des dritten Tages hielt die Dynamische Koalition für die Rechte der Kinder im digitalen Umfeld ihre Sitzung Translation of data & laws into action for digital child rights ab. Angesichts der wachsenden Besorgnis über die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre von Kindern im digitalen Umfeld weisen Experten seit langem auf ein breites Spektrum an rechtlichen, regulatorischen, politischen und technologischen Lücken hin, die für den Aufbau robuster Präventions- und Reaktionsmechanismen erforderlich sind. Der Link zu diesem Video wird demnächst hochgeladen.
Den Abschluss des Tages bildete die Hauptsitzung Connecting All People & Safeguarding Human Rights. In dieser Sitzung wurde die Regulierung als Mittel zur Bewältigung der verschiedenen Bedrohungen erörtert, die das Online-Umfeld für die Menschenrechte darstellt, wie z.B. Internetabschaltungen, die das Menschenrecht auf Zugang zu Informationen und Redefreiheit einschränken. Der Link zu diesem Video wird demnächst hochgeladen.
Am letzten Tag des IGF hielten die so genannten nationalen und regionalen IGFs aus aller Welt ihre gemeinsame Sitzung unter dem Titel Actions needed to keep our children safe online ab. Die Vertreter*innen betonten, dass die Rechte jedes Kindes im digitalen Umfeld respektiert, geschützt und erfüllt werden müssen. Kinder sollten Zugang zu altersgerechten und befähigenden digitalen Inhalten und Informationen aus einer großen Vielfalt von vertrauenswürdigen Quellen haben und gleichzeitig vor verschiedenen gefährlichen Risiken geschützt werden. Der Link zu diesem Video wird demnächst hochgeladen.
Der WS #471 Adressing children’s privacy and edtech apps betonte, dass die Nutzung von edtech-Apps durch Kinder und Jugendliche verschiedene Risiken birgt, insbesondere im Hinblick auf die Privatsphäre und den Schutz ihrer persönlichen Daten. Große Unternehmen, die diese Dienste entwickeln und anbieten, von denen einige kostenlos sind, können große Datenmengen sammeln und diese nutzen, um personalisierte Werbung und Verhaltensmodulationen auf der Grundlage ihrer Schwachstellen zu senden.
Der WS #252 Building a safe & trustworthy digital world for all children zeigte, dass das Internet zwar viele Möglichkeiten zum Lernen, zur Kommunikation, zur Kreativität und zur Unterhaltung bietet, aber zwei Drittel der Kinder weltweit zu Hause keinen Internetzugang haben. Damit künftige Generationen von den Vorteilen des digitalen Wandels profitieren und eine nachhaltige Zukunft gestalten können, ist es unerlässlich, Kinder ins Netz zu bringen, aber es geht nicht nur darum, die Konnektivität zu erhöhen, sondern auch auf spezifische Risiken zu reagieren. Der Link zu diesem Video wird demnächst hochgeladen.
Der WS #352 Youth lenses on Meaningful Access and Universal Connectivity zeigte, dass sich das Konzept des universellen Zugangs im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat, dass aber immer mehr Beweise dafür vorliegen, dass Konnektivität allein nicht ausreicht. Menschen und Institutionen aus allen Sektoren und Interessengruppen sollten über Konnektivität in einer ganzheitlichen Weise nachdenken, die berücksichtigt, wie die Menschen in der Lage sind, die Konnektivität zu nutzen, sobald sie Zugang haben.
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Veröffentlicht am 05.12.22
Im Mittelpunkt die Menschen: Am Freitag, 02. Dezember ist das 17. Internet Governance Forum der Vereinten Nationen in Addis Abeba, Äthiopien zu Ende gegangen
Jutta Croll, SDC
Das 17. Internet Governance Forum ist am 2. Dezember zu Ende gegangen mit dem Aufruf, die 2,7 Milliarden Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben, dringend zu vernetzen. Dies soll durch höhere Investitionen in die Infrastruktur, die Förderung der digitalen Kompetenz, die Nutzung fortschrittlicher Technologien und den Aufbau eines sicheren digitalen Raums, in dem die grundlegenden Menschenrechte verwirklicht werden, erfolgen.
Während der fünf Tage versammelten sich mehr als 5.100 Teilnehmer*innen aus 170 Ländern in Addis Abeba, Äthiopien, und online, um ein widerstandsfähiges Internet aufzubauen, das offen, frei, sicher und integrativ ist.
Der menschenzentrierte Ansatz der Veranstaltung spiegelte sich in einer Fülle von Sitzungen wider, die den Rechten der Kinder und dem Kinderschutz gewidmet waren. Am letzten Tag des IGF hielten die so genannten nationalen und regionalen IGFs aus der ganzen Welt ihre gemeinsame Sitzung ab unter dem Titel "Actions needed to keep our children safe online". Vertreter*innen aus Slowenien, dem Tschad, China, Nepal, Nigeria und Frankreich betonten, dass weitere Maßnahmen erforderlich sind, um die internationale Vision der Online-Bedingungen für Kinder zu verwirklichen: Die Rechte jedes Kindes müssen im digitalen Umfeld respektiert, geschützt und erfüllt werden, und Kinder sollten Zugang zu altersgerechten und befähigenden digitalen Inhalten und Informationen aus einer großen Vielfalt vertrauenswürdiger Quellen haben und gleichzeitig vor vielfältigen gefährlichen Risiken geschützt werden.
Das Internet Governance Forum 2022 rückte Afrika in den Mittelpunkt, das mit einem Anteil von 60 Prozent der Bevölkerung, die noch kleinen Zugang haben, die am wenigsten vernetzte Region der Welt ist. Mit dem Ziel einer besseren digitalen Zukunft, die allen Menschen Raum zur Teilhabe bietet, war das diesjährige IGF von einer stärkeren Vertretung des globalen Südens geprägt, 44 % der Teilnehmer*innen kamen vom afrikanischen Kontinent. Im Namen des Gastgeberlandes sagte S.E. Demeke Mekonnen Hassen, stellvertretender Premierminister von Äthiopien und Außenminister: "Äthiopien hat sein Streben nach Wohlstand und den Aufbau einer digitalen Wirtschaft beharrlich vorangetrieben". Die wachsende junge Bevölkerung des Kontinents ist der Schlüssel zur Transformation der digitalen Zukunft der Region.
Die Verflechtungen mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung und allen Facetten der Verwaltung des digitalen Raums wurden in den über 300 Sitzungen, die während der gesamten Woche stattfanden, deutlich. Mehr als 45 Einrichtungen des UN-Systems, darunter die Leiter der Abteilung für globale Kommunikation und des Menschenrechtsbüros sowie der UN-Beauftragte für Technologie, unterstützten die IGF-Dialoge und -Beratungen, die in den Entwicklungsprozess des Globalen Digitalen Pakts (Global Digital Compact) einfließen werden.
Die Botschaften des IGF aus Addis Abeba fassen die dringenden Prioritäten und umsetzbaren Empfehlungen Regierungen, dem Privatsektor, der Zivilgesellschaft und anderen Interessensgruppen für eine sichere, nachhaltige und inklusive digitale Zukunft zusammen.
Das 18. IGF wird vom 8. bis 12. Oktober 2023 in Kyoto, Japan, stattfinden.
Weitere Informationen zu allen Sitzungen zum Thema Kinderrechte und Kinderschutz finden Sie in unseren täglichen Berichten von der Veranstaltung:
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Veröffentlicht am 02.12.22
How do we get this Right? - Tag 2 und 3: Umgang mit Rechten und Pflichten?
Jutta Croll, SDC
Tag 2 begann mit dem Workshop #369 Harmonisierung von Richtlinien zur Online-Sicherheit
Die Sitzung wurde von gesetzlichen Regulierungsbehörden organisiert, die sich mit Fragen der Online-Sicherheit befassen. Die Redner*innen gingen auf die Frage ein, wie sichergestellt werden kann, dass die Regulierungssysteme interoperabel sind und wie die Zusammenarbeit zum Schutz der Menschenrechte im Internet gut organisiert werden kann. Sie wiesen darauf hin, dass sich das globale Regulierungsumfeld für Online-Sicherheit rasch weiterentwickelt. Australien verabschiedete 2015 ein Gesetz zur Einrichtung einer Regulierungsbehörde für Online-Sicherheit, und Fidschi folgte 2018 diesem Beispiel. Die Europäische Union versucht, mit der Verabschiedung des Digital Services Act globale Standards zu setzen, und das Vereinigte Königreich strebt mit seinem Online Safety Bill danach, der sicherste Ort im Internet zu sein. Diese Vorreiter im Bereich der Online-Sicherheitsregulierung haben sich im neuen Global Online Safety Regulators Network zusammengeschlossen.
Die Sitzung endete mit den folgenden Kernaussagen:
- Gesetzgeber*innen auf der ganzen Welt befassen sich zunehmend mit Fragen der Online-Sicherheit und führen neue Rechtsvorschriften ein, um die Online-Sicherheit zu verbessern und verschiedenen Online-Sicherheitsrisiken entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang entstehen immer mehr unabhängige Regulierungsbehörden für die Online-Sicherheit, deren Aufgabe es ist, neue Vorschriften für die Online-Sicherheit umzusetzen und durchzusetzen.
- Um den Schutz der Menschen im Internet und eine wirksame und einheitliche Regulierung über die Grenzen hinweg zu gewährleisten, ist eine internationale Zusammenarbeit zwischen den Regulierungsbehörden unerlässlich. Auch wenn die grundlegenden Vorschriften weltweit unterschiedlich sein mögen, gibt es doch viel Spielraum für eine Angleichung der Regulierungsinstrumente und für den Austausch von bewährten Praktiken und Fachwissen. Das neue Globale Netzwerk der Regulierungsbehörden für Online-Sicherheit wird als wichtiges Instrument für die Zusammenarbeit dienen.
Später am Tag diskutierten Vertreter*innen verschiedener dynamischer Koalitionen (Dynamic Coalitions) in der Hauptsitzung "Unsere digitale Zukunft: Wie dynamische Koalitionen den Global Digital Compact unterstützen" darüber, wie spezifische intersessionelle Aktivitäten der dynamischen IGF-Koalitionen zur Entwicklung des sogenannten IGF+-Ökosystems beitragen können. Jutta Croll sprach für die Dynamische Koalition für die Rechte der Kinder im digitalen Umfeld. Sie verwies auf die globale Roadmap für digitale Zusammenarbeit des UN-Generalsekretärs, in dem die sexuelle Ausbeutung und der Missbrauch von Kindern als großes Problem dargestellt wird.
Croll betonte, dass Kinderrechte intersektional sind und, dass die Dynamische Koalition sich auf die Unterstützung des Stakeholder-Dialogs über Menschenrechte fokussiert, die sich dafür einsetzen, dass Kinder als Inhaber*innen von Rechten und als frühe Nutzer*innen neuer Technologien respektiert werden. Im Dialog mit Amandeep Singh Gill, dem Beauftragten des UN-Generalsekretärs für Technologie (Tech Envoy) und Ex-Officio-Mitglied des IGF Leadership Panel, erläuterten die Podiumsteilnehmer*innen, wie die IGF-Gemeinschaft von Interessenvertreter*innen eine gerechte und sichere digitale Transformation zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung und eines größeren sozialen Wohlstands weltweit vorantreiben wird. Amandeep Singh Gill ermutigte die Gemeinschaft, zum Global Digital Compact beizutragen und so eine Zukunft zu gestalten, die auf Menschenrechte sowie den Rechten der Kinder, und der Chancengleichheit in Bildung und Beruf basiert.
Zu Beginn des dritten Tages hielt die Dynamische Koalition für Kinderrechte im digitalen Umfeld eine Sitzung zum Thema "Umsetzung von Daten und Gesetzen in Maßnahmen für digitale Kinderrechte".
Angesichts der wachsenden Besorgnis über die Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre von Kindern im digitalen Umfeld weisen Expert*innen seit langem auf ein breites Spektrum an Daten-, Rechts-, Regulierungs-, Politik- und Technologielücken hin, die zum Aufbau robuster Präventions- und Reaktionsmechanismen erforderlich sind. Ein Gleichgewicht zwischen diesen Bereichen zu finden, ist nach wie vor ein komplexes Unterfangen und Gegenstand zahlreicher Debatten auf nationaler, regionaler und globaler Ebene. Gleichzeitig hat es in den letzten Jahren in all diesen Bereichen bedeutende Entwicklungen gegeben. Die Sitzung begann mit einer Einführung in die Allgemeine Bemerkung Nr. 25 über die Rechte der Kinder im digitalen Umfeld, in der in Absatz 30 betont wird, dass regelmäßig aktualisierte Daten und Forschungsarbeiten von entscheidender Bedeutung sind, um die Auswirkungen des digitalen Umfelds auf das Leben von Kindern zu verstehen, seine Auswirkungen auf ihre Rechte zu bewerten und die Wirksamkeit staatlicher Interventionen zu beurteilen.
Als nächstes wurde die Forschung des Disrupting Harm Projekts vorgestellt, das von ECPAT International, UNICEF Innocenti und INTERPOL in 13 Ländern Südostasiens und des südlichen und östlichen Afrikas durchgeführt wurde. In einem zweiten Schritt wurde ein von ecpat und der Stiftung Digitale Chancen entwickeltes Instrument vorgestellt, welches einen Rahmen für die Bewertung von Gewalt gegen Kinder bietet. Jutta Croll betonte die Notwendigkeit, sexuelle Gewalt nicht erst dann anzugehen, wenn sie bereits stattgefunden hat und die Darstellungen des sexuellen Kindesmissbrauchs online verbreitet wurden. Dienstleister und Menschen, die sich um Kinder kümmern, müssen verstehen, wo die Eskalation sexueller Gewalt ihren Anfang nimmt und Gegenmaßnahmen ergreifen, um die schrecklichsten Formen von Ausbeutung und Missbrauch zu bekämpfen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Sitzung waren folgende:
- Die Erhebung von Daten unter Verwendung geprüfter Methoden, die einen Vergleich ermöglichen, ist für die Gewährleistung der Kinderrechte im digitalen Umfeld von wesentlicher Bedeutung. Dies kann die Politik auf nationaler Ebene direkt beeinflussen.
- Bildung ist als Präventivmaßnahme nach wie vor wichtig, kann aber die Notwendigkeit proaktiver Maßnahmen seitens der Anbieter*innen von Online-Diensten nicht ersetzen.
Die Aufforderungen zum Handeln sind wie folgt formuliert:
- Die Regierungen müssen Finanzmittel für eine solche Datenerhebung und -analyse bereitstellen, wie es in den bestehenden Rechtsrahmen vorgesehen ist.
- Die Industrie muss auf koordinierte Weise reagieren und ein Konzept basierend auf "Safety-by-Design" annehmen.
Weitere Ressourcen sind auf der Website von Core Evidence, End Violence, Global Kids Online und Kinderrechte.digital zu finden.
Der Tag endete schließlich mit der Hauptsitzung "Vernetzung aller Menschen und Wahrung der Menschenrechte". Auch in dieser Sitzung wurde Regulierung als Mittel zur Bewältigung der verschiedenen Bedrohungen diskutiert, die das Online-Umfeld für die Menschenrechte darstellt, wie z.B. Internetabschaltungen, die das Menschenrecht auf Zugang zu Informationen und Redefreiheit einschränken. Als weitere Gefahren für die Menschenrechte wurden Hate Speech und geschlechtsspezifische Gewalt, sexuelle Ausbeutung und Missbrauch von Kindern genannt. Dawit Bekele, regionaler Vizepräsident für Afrika bei der Internet Society, brachte es in seinen Schlussbemerkungen enthusiastisch auf den Punkt: "Jedes Recht braucht Zeit, um sich durchzusetzen. Der Zugang zum Internet muss sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene ein Recht werden. Die Regierungen müssen das akzeptieren. Wir müssen dafür sorgen, dass das Internet ein sicherer Ort für alle ist."
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Veröffentlicht am 30.11.22
Help me if you can ... Resilienz im Mittelpunkt von Tag 1 des IGF 2022
Jutta Croll, SDC
Tag 1 des Internet Governance Forums begann mit einer Networking-Sitzung über Beratungsstellen, die mit Gemeinden zusammenarbeiten. Es zeigte sich, dass die Organisationen der Zivilgesellschaft und die Regierungen auf dem afrikanischen Kontinent großes Interesse daran haben, sich für den Online-Schutz von Kindern einzusetzen. So wurde zum Beispiel berichtet, dass Ruanda ein Gesetz über die Sicherheit von Kindern im Internet verabschiedet hat. Vertreter*innen mehrerer anderer afrikanischer Länder und auch aus Indien nahmen an der Debatte über den bestmöglichen Schutz von Kindern im Internet teil.
Eröffnungszeremonie: Resilientes Internet für eine gemeinsame und nachhaltige Zukunft
Die diesjährigen Hauptthemen sind auf den vom UN-Generalsekretär vorgeschlagenen Global Digital Compact ausgerichtet. Diese fünf Themen sind:
- Vernetzung aller Menschen und Wahrung der Menschenrechte
- Vermeidung der Internetfragmentierung
- Verwaltung von Daten und Schutz der Privatsphäre
- Ermöglichung von Sicherheit, Schutz und Verantwortlichkeit
- Auseinandersetzung mit fortgeschrittenen Technologien, einschließlich KI
Die Redner*innen der Eröffnungszeremonie des IGF 2022 verwiesen auf die 2,7 Milliarden Menschen, die noch immer offline sind, und ermutigten die Teilnehmer*innen des IGF, Lösungen für die Schaffung einer menschenorientierten und widerstandsfähigen digitalen Zukunft zu finden. Insbesondere Lily Edinam Botsyoe, Vertreterin der globalen Jugend, rief die IGF-Gemeinschaft dazu auf, die digitale Kluft zu schließen und die Voraussetzungen für sinnvolle Partizipation zu schaffen.
In Bezug auf die Zusammenarbeit für ein sicheres, offenes und robustes Internet erklärte sie: "Junge Menschen sind bereit, sich zu beteiligen". Auch Vint Cerf, der so genannte Vater des Internet, wies auf die Herkulesaufgabe hin, Sicherheit, Datenschutz, Nützlichkeit, Zugänglichkeit, betriebliche Nachhaltigkeit, Anpassungsfähigkeit usw. zu erreichen: "Es ist an der Zeit, konkrete Schritte zu unternehmen, lasst uns die Ärmel hochkrempeln und uns an die Arbeit machen."
Im Namen der UNESCO forderte Tawfik Jelassi, stellvertretender Generaldirektor für Kommunikation und Information, einen rechtlichen Rahmen und warnte davor, Regulierung als Zensur zu verstehen.
Sicherheit und Schutz standen auch im Mittelpunkt des Workshops #523 Jugendliche Ansätze zum Datenschutz in Messaging-Apps. Besonderes Augenmerk wurde auf das Quantencomputing gelegt, das einen massiven Einfluss darauf haben wird, wie die in Messaging-Apps offengelegten Nutzerdaten analysiert und entweder zu ihrem Nutzen oder zu ihrem Schaden verwendet werden können.
Ein weiteres Sicherheitsthema wurde im Workshop #70 Der Kampf gegen die Ersteller*innen und Verbreiter*innen von Unwahrheiten im Internet erörtert. Julie Inman Grant, Australiens eSafety-Beauftragte, forderte ein sichereres Produktdesign, algorithmische Transparenz und die Entwicklung von Fähigkeiten zum kritischen Denken, um der Verbreitung von Unwahrheiten entgegenzuwirken. Rehobot Ayalew, die als professionelle Faktenprüferin in Äthiopien arbeitet, erklärte, wie schwierig es ist, in einem Land, in dem es 80 verschiedene Sprachen gibt, zu prüfen, was wahr und was falsch ist, wobei Inhalte selbst in den fünf Hauptsprachen schwer zu überblicken sind. Sie erklärte auch, dass sie sich um die psychische Gesundheit der Faktenprüfer sorgt.
Später am Nachmittag fand der Workshop #183 Digital Wellbeing of Youth: Selbsterstellte sexualisierte Inhalte" statt, organisiert vom Deutschen Kinderhilfswerk und der Stiftung Digitale Chancen. Die Referent*innen der Sitzung befassten sich mit den folgenden Fragen:
- Was bedeutet "selbsterstellt"?
- Welche Antworten gibt die Gesetzgebung?
- Welche Antworten geben weitere nationale Politiken und transnationale Strategien?
- Wie kann Internet-Governance einen gemeinsamen Ansatz in Bezug auf unterschiedliche politische Systeme und kulturelle Hintergründe unterstützen?
Nach einer lebhaften Debatte mit den Teilnehmer*innen im Saal und online wurde die Sitzung mit den folgenden Kernaussagen abgeschlossen:
- Da die Gesetzgebung in der Regel auf Einvernehmlichkeit verweist, um Bilder von Missbrauch und sexueller Gewalt von üblichem Verhalten in der Jugend zu unterscheiden, ist eine gemeinsame Definition dessen, was "einvernehmlich" bedeutet, notwendig, wobei kulturelle Unterschiede berücksichtigt werden müssen.
- Die Allgemeine Bemerkung 25 zu den Rechten von Kindern im digitalen Umfeld bietet einen Rahmen, um die Frage der sexualisierten Inhalte zu regeln, der in nationale Gesetzgebungen und transnationale Maßnahmen umgesetzt werden muss.
Die Organisator*innen der Sitzung riefen wie folgt zum Handeln auf:
- Um die Themen angemessen zu behandeln, sollten die Formulierungen in Bezug auf selbsterstellte sexualisierte Inhalte, die Definition von "einvernehmlich" und die Formulierungen in Bezug auf sexuellen Missbrauch, sexuelle Ausbeutung und sexualisierte Gewalt berücksichtigt werden.
- Verschaffen Sie den Stimmen junger Menschen in allen sie betreffenden Angelegenheiten Gehör und geben Sie den Ansichten des Kindes entsprechend des Alters und der Reife des Kindes angemessenes Gewicht. Berücksichtigen Sie, dass die sexuelle Orientierung und die Herausbildung der eigenen sexuellen Identität eine Entwicklungsaufgabe im Jugendalter ist.