FOKUS
Veröffentlicht am 08.10.23
Meinungen junger Menschen bei der Entwicklung des Internets berücksichtigen
Jutta Croll & Torsten Krause, SDCMit den Veranstaltungen des Tag 0 (day zero) begann am 8. Oktober 2023 das 18. Internet Govenance Forum im japanischen Kyoto. Mehr als 8200 Menschen werden sich in den kommenden Tagen zu allen relevanten Fragen der Internetgestaltung und -regulierung verständigen. Insbesondere von den für Kinderrechte wichtigen Veranstaltungen wird auf unserer Homepage berichtet werden.
#16: Youth participation: co-creating the Insafe network
Am Sonntagvormittag stellten verschiedene Vertretungen des Safer Internet Verbundes (INSAFE) ihre nationalen Aktivitäten dar und betonten jeweils die Beteiligung junger Menschen an diesen sowie der Entwicklung von Materialien. Ungeachtet, ob von Maßnahmen der Safer Internet Center in Belgien, Polen oder den Tätigkeiten in Groß Britannien berichtet wurde, ist deutlich geworden, dass die bestehenden Beratungs- und Unterstützungsleistungen vermehrt durch Peer-to-Peer-Angebote bereichert werden. Dafür werden junge Menschen befähigt Menschen ihrer Altersgruppe Hilfe und Rat gewähren zu können. So führt das Safer Internet Center Groß Britannien mit dem “Digital Leaders Programme” ein entsprechendes Angebot gemeinsam mit Childnet durch. Und in Polen haben Jugendliche eine gemeinsame Webinar-Serie “talking about internet” erstellt, um mittels digitalen Angeboten weitere junge Menschen zu erreichen und über Themen, die ihnen wichtig sind zu informieren. Aber auch, wenn junge Menschen zunehmend selber aktiv werden, um anderen bei Sorgen und Herausforderungen zur Seite zu stehen, ersetzt dies nicht die Rolle der Erwachsenen in den Angeboten. In Belgien wird derzeit das Programm “Max” durchgeführt, dass zum Ziel hat, dass jedem jungen Mensch ein vertrauensvoller Erwachsener zur Seite steht, an den sich gewandt werden kann, wenn unangenehme Erfahrungen in digitalen Umgebungen erlitten werden. Zentral dabei ist, dass sich junge Menschen ihren “Max” selber auswählen können. Ausschlaggebend für diesen Ansatz ist, dass aus Untersuchungen bekannt ist, dass sich junge Menschen vielfach nicht an ihre Eltern oder pädagogisches Personal wenden, um ihre Sorgen zu teilen oder um Hilfe zu bitten.
Im Rahmen des Global Youth Summit kamen am Nachmittag digitale Anliegen zur Sprache, die junge Menschen auf der ganzen Welt bewegen. So forderten die jungen Vertretenden aus Hong Kong, Indien oder auch Italien ein, dass es Verfahren und Regeln geben müsse, um das Internet und digitale Anwendungen für Kinder und Jugendliche sicher zu gestalten. Damit dies im Interesse und Sinne der jungen Menschen geschieht sollte sichergestellt werden, dass diese an der Erarbeitung solcher Politiken beteiligt werden und ihre Meinung Berücksichtigung findet. Eine Vertretung der Europäischen Kommission wies in diesem Zusammenhang daraufhin, dass sich sich die Europäische Union einem Ansatz verpflichtet fühlt, der die Menschen in den Mittelpunkt ihrer Politik stellt und deren Interessen statt derjenigen von Staaten oder Unternehmen für sich maßgeblich erachtet. Ebenso betonten erwachsene Teilnehmende, dass es Ziel sei die verschiedenen Grundrechte auf Freiheit, Privatsphäre oder aber auch Schutz in Einklang miteinander zu bringen. Auf diese Aspekte ging auch Vint Cerf eingangs der Veranstaltung ein. Anders als es im weiteren Verlauf von Erwachsenen zu hören war nahm er dort jedoch bereits seine Unterstützung für die Anliegen der jungen Generation vorweg, in dem er deutlich zum Ausdruck brachte, dass die Freiheit jedes Einzelnen dort ende, wo sie diejenige des Nächsten beeinträchtige. Mit Blick auf den von jungen Menschen mehrfach in der Aussprache eingeforderten Schutz vor Übergriffen oder Verletzungen im digitalen Umfeld merkte er kritisch an, dass diese unbeabsichtigten Effekte des Internets nicht dessen Zielstellung der Überwindung von Barrieren und des Ermöglichen von Vernetzung und Austausch nicht unterminieren dürften.
#149: Scoping Civil Society engagement in Digital Cooperation
Die Sitzung befasste sich mit dem Engagement zivilgesellschaftlicher Organisationen im Rahmen des Global Digital Compact (GDC), der erstmals in der Roadmap des UN-Generalsekretärs für die digitale Zusammenarbeit im Juni 2020 erwähnt wurde. Ziel des Global Digital Compact ist es, sicherzustellen, dass digitale Technologien verantwortungsvoll und zum Nutzen aller eingesetzt werden, und gleichzeitig die digitale Kluft zu überwinden und ein sicheres und integratives digitales Umfeld zu fördern.
Zu den vom GDC behandelten Themen gehören
- Wahrung der Menschenrechte
- Vermeiden von Fragmentierung
- Digitale Konnektivität
- Förderung des Vertrauens
Wie sich in der Debatte herausstellte, werden Kinderrechte den Menschenrechten zugerechnet, spielen aber im GDC keine so prominente Rolle, wie man es in Folge der Roadmap hätte erwarten können.
Hinsichtlich des Prozesses zur Entwicklung der GDC empfahlen die zivilgesellschaftlichen Organisationen Transparenz, eine gründliche Reflektion der behandelten Gegenstände und Kohärenz.
Der Inhalt des GDC wurde entlang des Grundlagenpapiers diskutiert, das die Ko-Facilitatoren des Global Digital Compact des UN-Generalsekretärs am 9. September 2023 auf der Grundlage der "Deep Dive"-Diskussionen zum GDC veröffentlicht haben.
Die Teilnehmenden an der Session kamen zu dem Schluss, dass das Papier die Grundlage für die laufenden Diskussionen bilden sollte. Das IGF 2023 sei ein Schlüsselmoment für die Zivilgesellschaft, um eine gemeinsame Position zum Global Digital Compact zu formulieren.